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Nanotechnologie - Herausforderung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz | ||
04. Februar 2009
Fachgespräch zum Thema Nanotechnologie Zum Thema "Nanotechnologie –Herausforderung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz" luden Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Verbraucherfragen und rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete, und Sylvia Kotting-Uhl, umweltpolitische Sprecherin, am 04. Februar 2009 zu einem Fachgespräch nach Kaiserslautern ein. Nanotechnologie umfasst eine Vielzahl an Technologien, die sich mit Kleinstteilchen, Molekülen oder winzigen neuen Elektronik-Bauteilen beschäftigen. Hierbei werden Objekte und technische Verfahren genutzt, die eine Größenordnung von Milliardstel Meter haben. "Nano-Produkte", die gerade in Alltagsprodukten zunehmend zur Anwendung kommen - wie z.B. im Sanitärbereich, in Nahrungsergänzungsmitteln, Verpackungen und Kosmetika werden allerdings nur mangelhaft auf ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt geprüft. Bündnis90/ Die Grünen fordern daher seit Jahren eine stärkere und unabhängige Risikoforschung, die konsequente Anwendung des Vorsorgeprinzips und eine Überprüfung der bereits zugelassenen Nanoprodukte. Mit den Wissenschaftlern Prof. Dr. Roland Stauber von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Prof. Dr. Uwe Hartmann von der Universität des Saarlandes, sowie Jurek Vengels vom BUND und Josef Schumacher von der Gewerkschaft der Polizei erläuterten ausgewiesene Fachleute ihre aktuellen Forschungsergebnisse bzw. Erfahrungen mit der Nanotechnologie. Die weiteren TeilnehmerInnen am Fachgespräch kamen aus den Bereichen des Verbraucherschutzes, der Industrie, der Nano-Forschung und des Umweltschutzes und sorgten gemeinsam mit den ReferntInnen für einen spannenden und aufschlussreichen Abend. Dabei wurde deutlich, dass die Palette der Produkte, in denen bereits heute Nanotechnologie zur Anwendung kommt, sehr lang ist: Von Kosmetika über Farben und Lacke bis hin zu Lebensmittelzusatzstoffen und ihren Verpackungen: Überall versprechen Hersteller sich und uns glattere, glänzendere Oberflächen, weniger Putz-Aufwand oder längere Haltbarkeit. "Nano-Produkte", die aktuell schon in den Haushalten der Verbraucherinnen und Verbraucher landen, werden jedoch nicht hinreichend auf die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus geprüft. So wies Prof. Roland Stauber auf die mögliche Gefahr hin, falls die winzigen Nano-Partikel auf die Atemwege treffen. Noch sei nicht endgültig erforscht, wie toxisch Nanopartikel sein können, wenn sie über die Haut, die Lunge oder den Verdauungstrakt in den menschlichen Körper gelangen. Die Risikoforschung steht hier erst am Anfang und neue Methoden befänden sich erst noch in der Testphase. Aber auch bei der Entsorgung und Verwertung können bei gebundenen Nanoprodukten Gefahren für die Umwelt entstehen, wie beispielsweise Jurek Vengels in seinem Vortrag verdeutlichte. Ebenso verwies er darauf, dass sich die Gefahren nur sehr schwer abschätzen lassen, da bisher keine Lebenszyklusanalysen vorliegen. Er verdeutlichte daher die Dringlichkeit einer Meldepflicht für Nano-Produkte, wie sie inanderen Staaten (z.B. Frankreich, Kanada) bereits diskutiert wird, um so auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Wahlmöglichkeit zu bieten. Auf die möglichen Gefährdungen am konkreten Beispiel der Druckertoner ging Josef Schumacher, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Trier, ein. Seit Jahren weist die GdP in Rheinland-Pfalz darauf hin, dass die Emissionen von Nanopartikeln aus Laserdruckern gesundheitliche Schädigungen hervorrufen. Dieses Beispiel verdeutlichte, dass auch der Arbeitsschutz im Zusammenhang mit Nanoteilchen und Feinstaubpartikeln berücksichtigt werden muss. Prof. Uwe Hartmann plädierte ebenfalls für eine stärkere Risikoforschung, um mögliche Gefahren besser abschätzen zu können. Zudem stellte er ein bereits bestehendes Projekt vor, indem sich Unternehmen freiwillig ihre Produkte von einem unabhängigen Fachgremium zertifizieren lassen. Die Ergebnisse des Fachgespräches zeigten, dass es weder Überprüfungsmechanismen noch Meldepflichten für Nano-Produkte gibt, die bereits auf dem Markt sind. Ebenso fehlen Kennzeichnungen und Zulassungsverfahren für diese Produkte. Es wurde auch deutlich: Gesundheitsgefahren können nicht ausgeschlossen werden und die bisherigen Regulierungsinstrumente sind angesichts der neuen Anwendungen der Nanotechnologie nicht ausreichend. Einig waren sich daher alle, dass umgehend die Risikoforschung, auch was die Umweltverträglichkeit anbelangt, gefördert werden muss. Podiumsdiskussion v.l.n.r.: Jurek Vengels (BUND) Prof. Dr. Uwe Hartmann (Universität Saarland), Ulrike Höfken,
Prof. Dr. Roland Stauber (Universität Mainz) und Josef Schumacher (GdP RLP). Internetseite der rheinland-pfälzischen Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Verbraucherfragen (http://www.ulrike-hoefken.de/). |