Presse





Kampf dem Krebs mit aller Macht


04. November 2009

Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals vergibt Stipendien/Jährlich 16 000 Neuerkrankungen


Die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals gibt nicht auf. Seit sechzehn Jahren stützt und fördert sie bahnbrechende,
zukunftsweisende Neuentwicklungen und Behandlungsmethoden in der Krebsforschung, um die lebens- bedrohenden Risiken der Krankheit zu mindern oder ganz zu beseitigen.

Das geschieht vor allem durch Förderpreise, Pilotstudien und Projektanreize, mit denen die Stiftung junge deutsche Wissenschaftler in Forschung und Lehre begleitet. Doch so erfolgversprechend und innovativ die Ergebnisse im einzelnen auch seien, soviel bleibe noch zu tun, berichtete Stiftungs-Vorstandsmitglied Professor Dr. Wolf Mann (Mainz) während eines Kuratoriumtreffens in Wiesbaden, zu dem sich Repräsentanten aus Ärzteschaft, Politik und Wirtschaft von beiden Seiten des Rheins im Hotel Nassauer Hof versammelt hatten.



Kuratoriumssitzung 2009

Die Preisträgerinnen zeigen stolz ihre Urkunden: Von links Dr. Annette Affolter (Universitätsmedizin HNO-
Klinik Mainz), Verena Fetz (Universitätsmedizin HNO-Klinik Mainz) und Prof. Dr. Nicole Rotter, Leitende
Oberärztin der Uni-Klinik Neu-Ulm. Richard Patzke (ganz rechts), Vorsitzender der Stiftung Tumorforschung
Kopf-Hals, und weitere Vorstandsmitglieder gratulieren. Foto: RMB/Heiko Kubenka


Jahr für Jahr erkrankten in Deutschland 16 000 Menschen an einem Tumor im Kopf-Hals-Bereich, sagte Mann. Das entspreche praktisch jeder fünften Krebsneuerkrankung. Trotz aller Fortschritte in der Medizin und selbst bei erfolgreicher Therapie seien Beeinträchtigungen und Begrenzungen der Lebensqualität dennoch nicht auszuschließen.

"Für die Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen unseres Gemeinwesens, vor allem in der Wissenschaft, sind Stiftungen deshalb unverzichtbar geworden", gab Richard Patzke, Vorsitzender der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals, zu bedenken. Allein im vergangenen Jahr seien 1020 neue Stiftungen gegründet worden. "Damit gibt es mehr als 16 400 rechtsfähige Stiftungen in Deutschland."

Die Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals, die über ein Gesamtvermögen von 1,8 Millionen Euro verfügt, konzentriert sich dabei vor allem auf eine umfassende Unterstützung der Ätiologie (Ursachenforschung), der Therapie und der Prävention.

Ihrer bundesweiten Ausschreibung von Forschungsstipendien mit einer Antragssumme von insgesamt 1,1 Millionen Euro sind diesmal dreißig Antragsteller von sechzehn deutschen Universitäten gefolgt, wie in Wiesbaden bekannt wurde. Einem Gutachter-Gremium oblag es dann, die Anträge zu bewerten.

Den mit 35 000 Euro dotierten, erstmals verliehenen Alexander-Karl-Preis erhielt Dr. med. Annette Affolter von der HNO-Klinik Mainz. Die anerkannte Medizinerin hat in der Strahlenresistenz ein weitverbreitetes Problem bei der Behandlung bösartiger Tumoren des Kopf-Hals-Bereichs ausgemacht.

Annette Affolter konnte bereits in der Zellkultur nachweisen, dass das verminderte Ansprechen auf Bestrahlung seine Ursache in der Aktivierung verschiedener Schutzproteine hat. In ihrem neuen Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse sie möglichst schnell in die klinische Anwendung transferieren möchte, sollen jene Proteine durch bestimmte Medikamente gehemmt werden.

Neue therapeutische Ansätze in der Tumorbekämpfung entwickelt haben mit ihren Forschungsprojekten zwei weitere junge Wissenschaftler, denen Förderpreise der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals überreicht wurden: Professorin Dr. Nicole Rotter, leitende Oberärztin an der Universitätsklinik Neu-Ulm (24 000 Euro), sowie die Diplom-Biologin Verena Fetz von der Universitätsmedizin der Mainzer HNO-Klinik (29 350 Euro).

Nicole Rotter ist in ihrem Forschungsvorhaben der Frage nachgegangen, ob und wie sich die Lebensfähigkeit von Tumorstammzellen begrenzen lässt. Um das therapeutische Potenzial chemischer Hemmstoffe geht es auch der Mainzer Kollegin Verena Fetz.

Bevor deren Forschungsergebnisse am Menschen getestet werden, sollen sie in einem präklinischen Tumor-Tiermodell überprüft und weiterentwickelt werden.

Mit Besorgnis registrierten die in Wiesbaden versammelten Mediziner eine sich abzeichnende Negativ-Bilanz: Gegenüber 1970 haben heute sieben Mal so viele Patienten Tumore im Mundboden- und im unteren Schlundbereich, drei Mal so viele Karzinome der Zunge und zwei Mal so viele Tumore im Rachenring. Die Zahl der Kehlkopfkrebserkrankungen stieg um 25 Prozent. Hauptursachen für den Anstieg seien Rauchen und Alkohol, erklärten die Mediziner, aber auch Umweltschadstoffen und viralen Infektionen als Auslöser komme Bedeutung zu.


von Kurt Buchholz, Wiesbadener Tagblatt, erschienen unter der Rubrik MEDIZIN